Irgendwo zwischen
„Na gut, auf ein gute Nacht Bier“ und „Gott sei Dank, ein Dönerladen der um
fünf geöffnet hat“ liegt eine verschwitzte, stickige und laute Nacht.
Vorm Tante Manfred
angekommen, war dort alles voller Zecken. Vor 6, 7 Jahren wäre ich hier nicht
groß aufgefallen. An diesem Abend fühlte ich mich etwas fehl am Platz. „Bin da,
kannst du mal raus kommen?“ Schlappe 10min geniert umher gucken und mit dem Fuß
im Dreck scharren später steht vor mir ein gut abgefüllter, schwitzender,
euphorischer Christian. „Ich muss wieder rein, war gerade am pogen“… sagt mein
Freund, den man an jedem anderen Wochenende eher genüsslich zuckend im Club
findet, als auf irgendeinem kleinen, verdreckten Rockkonzert. Ich erinnere mich
an unser Gespräch am Telefon nur wenige Stunden vorher: „Ja, da spielen ein
paar Bands, Hardcore, Punk oder so, Trash halt“. „Nicht alles, was dir nicht
gefällt ist Trash“ hatte ich noch lachend erwidert.
An der Schwelle
zum Konzertraum erschlug mich besagter Trash dann zusammen mit einer Wand aus
Schweiß und Bier. Auf ein gute Nacht Bier hatte ich gesagt. Da drückt mir
Christian einen Zwanni in die Hand und meint, hol dir was zu trinken. „Ein
Sterni bitte“- „Een Euro“ meint der nette Skinhead hinter der Bar. Ich will jetzt
nicht sagen, dass aus meinem einen gute Nacht Bier zwanzig geworden sind, aber
sagen wir weit mehr als eines.
Da stehe ich also
mit meinem Sterni eingequetscht in der Menge rum, eine Verschwitzte unter
Schwitzenden und kann nicht anders, als vor mich hin zu grinsen. Noch vor einer
Stunde war ich bei einem wesentlich gediegeneren Stoner Konzert ganz in der
Nähe. Dort wurde bestenfalls ordentlich und höflich, in Reih und Glied mit dem
Kopf gewackelt, nach dem Motto „ja, ja das rockt“ und „nein, nein hört bloß nicht auf
zu rocken“.
Hier nun wird
Euphorie etwas physischer ausgedrückt. Und während ich immer wieder mal einen
verschwitzten Körper zurück ins Chaos schubse, bekomme ich harte Nostalgie
Feelings über mein 16 jähriges Ich, bei dem „bei Sophie schlafen“ der offizielle
Code war für ein Punk-Konzert in Weimar, auf das ich im Leben nicht hätte gehen
dürfen.
Im Nieselregen
erhole ich mich von meinem ich-weiß-wirklich-nicht-mehr-wievielten Bier und
unterhalte mich mit einem Wandergesellen ich-weiß-wirklich-nicht-mehr-worüber.
Irgendwie hat es dazu geführt, dass er es gerne gehabt hätte, wenn meine kleine
Wohnung zu seiner kleinen Herberge geworden wäre. Bei solchen Angeboten weiß
ich in der Regel, dass der Abend lang genug war.
Also verlasse ich
die Szene wieder, aber nicht ohne das Gefühl ein willkommener Gast, ein lange
vermisster Freund gewesen zu sein.
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