Als Schauspieler hat sich Ryan Gosling schon längst zum Kritiker-Liebling gespielt, doch sein Debüt als Regisseur und Drehbuchautor kann sich nicht weniger sehen lassen. Mit Lost River hat er einen düsteren Mystery-Thriller geschaffen, eine Geschichte über Liebe, Familie, Abgründe und Befreiung.
Handlung
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Dadurch geraten er und seine Freundin Ratte (Saoirse Ronan) ins Visier des irren und gewalttätigen Bully (Matt Smith), der dort als selbsternannter Herrscher thront. Als Bones erfährt, wo seine Mutter arbeitet, um den Kredit für das Haus abbezahlen zu können, beschließt er den Fluch, der über der Stadt zu liegen scheint, zu brechen. Der Schlüssel dafür liegt am Ende einer geheimnisvollen Straße, die direkt in den See führt.
Eine bizarre Traumwelt
Der Film beginnt mit ruhigen Szenen, die vor einer anderen
Kulisse beinahe idyllisch gewirkt hätten. Doch an dem verfallenden Lost River
ist nichts Idyllisches zu finden. Die wenigen ausharrenden Bewohner sind alles,
was den Ort von einer Geisterstadt unterscheidet. Der Leitsatz: „Where no child
will be left behind“ an der Wand einer verlassenen Schule wirkt schon fast wie
Spott, wenn wir den jungen Bones auf der Suche nach Schrott daran vorbei ziehen
sehen.
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Mit seinen einvernehmenden und stimmungsvollen Bildern wirkt
der Film oft wie eine einzige lange Traumsequenz. Von der geheimnisvollen
Straße, die direkt in den See und zu einer vergessenen Unterwasser-Stadt führt,
durch die verlassenen Ruinen, bis zu den blutigen Spielen im Club ist die ganze
Szenerie eine skurrile Traumlandschaft. Und obwohl alles sehr langsam passiert,
ist die Spannung teilweise unerträglich.
Vision und Umsetzung
Die Idee für Lost River lag schon in Goslings Kindheit
verwurzelt. Genau wie seine Figur Bones entdeckte er bei einem Streifzug durch
die Wälder seiner Heimatstadt eine Straße, die ins Wasser führte. Seine Mutter
erklärte ihm, dass unter dem Wasser eine Stadt läge, die für ein
„Seaway“-Projekt geflutet worden war. „Der Gedanke, dass ich in einem Fluss
geschwommen bin, in dem es eine Unterwasserstadt gab, treibt mich bis heute
um“, so Gosling.
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Vor dieses Bild setzt Gosling einen großartigen Cast aus
Schauspielern, mit denen er schon früher zusammen gearbeitet hat. Darunter ist
Christina Hendricks („Mad Men“), deren Authentizität in „Drive“ Gosling sehr
beeindruckt hatte und auch uns in „Lost River“ beeindruckt. Oder auch Ben
Mendelsohn („The Place Beyond the Pines“), dem seine Rolle als Dave wie auf den
Leib geschneidert scheint. Nicht weniger überzeugend ist Matt Smith als
Psychopath Bully, dem seine Erfahrung als Theaterschauspieler hier zugute
kommt.
In den intensiven Bildern und der düsteren Stimmung, ist
deutlich der Einfluss Goslings bisheriger Regisseure zu spüren. Sein
Selbstverständnis als Filmemacher liegt dabei zwischen den Fieberträumen eines
Nicolas Winding Refn („Only God forgives“, „Drive“) und den in der Realität
verorteten Filmen eines Derek Cianfrance („The Place Beyond the Pines“, „Blue
Valentine“). In „Lost River“ scheint die Tendenz dennoch mehr Richtung
Fiebertraum zu gehen.
Fazit
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In „Lost River“ kann man sich leicht verlieren. Der Film löst
schon relativ kurz nach Beginn ein Unbehagen aus, das bis zum Abspann und noch
einige Zeit darüber hinaus anhält. Das muss durchaus nicht negativ verstanden
werden, allerdings sei an dieser Stelle eine Warnung an alle zart besaiteten
Film-Fans ausgesprochen, denn es gibt schon einige blutige und verstörende
Szenen. Nicht ganz zu Ende gedacht scheint das Prinzip der „Schalen“ in Daves
Club. Hier sollen die Kunden ihre Gelüste ausleben können, ohne jemanden zu
verletzen. Auch wenn der Anblick seine Wirkung beim Zuschauer nicht verfehlt,
bleibt die Frage wie das ganze funktionieren sollte offen.
Beim Schnitt kann der Film wieder überzeugen, die Szenen
spielen gut zusammen und ergänzen sich. Dabei folgt die Erzählstruktur zwar
einem linearen Ablauf, springt aber zwischen den Blickwinkeln. Zusammen mit den
eindrucksvollen Bildern, der Liebe zum Detail, der fesselnden Geschichte und
den sehr guten schauspielerischen Leistungen des Casts ist Gosling hier ein
sehenswertes Debüt hinter der Kamera gelungen, auch wenn einen gegen Ende das
leise Gefühl beschleicht, dass er den Film nur machen wollte, um brennende
Häuser und Gegenstände in Slow Motion zu filmen. Das sieht wirklich sehr cool
aus Ryan, aber nächstes mal davon vielleicht etwas weniger.
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